Der Lagerführer Fritz Seidler
Der Lagerführer Hauptsturmführer Seidler beim Verhör in Gusen, 1944. Zeichnung Stanisław Walczak. (KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Sammlungen)Fritz Seidler, geboren am 18. 07. 1907, zuletzt im Rang eines Hauptsturmführers, fungierte ab Oktober 1942 als Lagerführer in Gusen.
Davor war er als 2. Schutzhaftlagerführer in Auschwitz Birkenau tätig. Sowohl dort als auch später in Gusen war Seidler unter den Häftlingen für seine Grausamkeit berüchtigt.
Der Gusen-Überlebende Stanislaw Dobosiewicz beschreibt unter Berufung auf verschiedene Zeitzeugenberichte das Verhalten Seidlers folgendermaßen:
„Seidler schrie nicht, er regte sich öffentlich nicht auf, er handelte kaltblütig, mit voller Absicht und konsequent [...] Er fühlte Abscheu allen gegenüber, ohne Ausnahme. Vor Beginn eines Gesprächs versetzte er dem Häftling zunächst eine kräftige Ohrfeige.“
„Er liebte es zu schlagen, zu töten oder zu verletzen, wobei er für gewöhnlich die Kiefer des Häftlings mit bloßen Fäusten zerbrach.“
„Er hatte eine enorme Kraft. Sein Schlag ins Gesicht brach in der Regel die Kiefer.“
„Durch die Fenster des Jourhauses beobachtete er oft die im Steinbruch arbeitenden Häftlinge. Es genügte, dass er jemanden erblickte, der nur für einen Moment untätig stand, sofort sprang er auf sein Motorrad und raste zu dieser Stelle, wenn er den Häftling erkannte, schickte er ihn in den Tod [...] Die Kapos fürchteten sein plötzliches Auftauchen, sie trieben die Arbeiter daher zu noch mehr schweißtreibender Arbeit an, um Seidler zufrieden zu stellen, dem immer alles zu wenig war.“
Unter anderem gingen auch die Vergasung invalider Häftlinge in Gusen I sowie das Massaker an Häftlingen des Lagers Gusen II im April 1945 auf Anordnungen Seidlers zurück.
Über das Schicksal Seidlers nach Kriegsende herrscht keine vollständige Klarheit. Es gibt Hinweise darauf, dass er am 6. Mai 1945 bei einem Schusswechsel mit Angehörigen der US-Army ums Leben kam.