Gusen

Die Zwangsarbeit in den Steinbrüchen

„Gusen II: Der Steinbruch“. Zeichnung des französischen Häftlings Bernard Aldebert, o. J. [1945/46] (KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Sammlungen)„Gusen II: Der Steinbruch“. Zeichnung des französischen Häftlings Bernard Aldebert, o. J. [1945/46] (KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Sammlungen)Die Gusener Steinbrüche waren Orte des Terrors. Die Arbeit in den Steinbrüchen war besonders kräfteraubend, vor allem für jene Häftlinge, die nicht etwa als Steinmetze für qualifizierte Arbeiten eingesetzt wurden. Transport und Bearbeitung der Steine mussten ohne Rücksicht auf Witterung oder Temperatur durchgeführt werden. Bei hoher Unfallhäufigkeit gab es nur ein Mindestmaß an medizinischer Versorgung.

Darüber hinaus waren sie der willkürlichen Misshandlung durch Kapos und SS ausgesetzt. Nach Aussage von Leopold Trauner, vom US-Militärgericht zu Tode verurteilter ziviler Oberaufseher im Steinbruch Kastenhof, sind dort mehr als 3.000 Häftlinge gewaltsam um ihr Leben gebracht oder durch Arbeit vernichtet worden.

Bericht des italienischen Häftlings Vincenzo Pappalettera:

„Die härteste Arbeit war die in der Transportkolonne, die Strafkompanie von Gusen. Die dorthin Zugeteilten trugen etwa 50 Kilo schwere Steine auf ihren Schultern. In Gänsereihe mussten Sie im Laufschritt vom Steinbruch zum Steinbrecher, morgens bis abends. Wehe, wenn sich eine Lücke in der Reihe bildete: der erste, der zurückblieb, wurde zur Seite gestoßen und durch Stockschläge und Tritte getötet. Sie mussten, wie Eisenbahnwaggons, einer neben dem anderen bleiben und sich im Gleichschritt bewegen. Wenn einer seinen Holzschuh verlor, hatte er keine Zeit anzuhalten und ihn wieder anzuziehen, und er musste barfuß weiterlaufen, wobei er sich am spitzen Schotter verletzte. Sie hielten eine oder zwei Wochen durch. Wer nicht durch die Stockschläge starb, stürzte vor Erschöpfung zu Boden und die Kapos erschlugen ihn mit Steinen, dort wo er gestürzt war. Am Abend trugen die Lebenden die Leichname ihrer toten Kameraden zum Krematorium.“ 

Aus: Tu passerai per il camino. Vita e morte a Mauthausen. Mailand: 1989